
Weissware nennt sich veraltet die Geräteklasse für Hausarbeit wie Kochen, Waschen und Putzen. Wer in der Schweiz lebt, weiss, dass wir je nach Produkt mehr Geld bezahlen als unsere Umländer. Keine Angst, ich werde hier nicht zum Kassensturzblog. Doch letztes Wochenende stieg unser bloss dreijähriger Geschirrspüler (Siemens) aus und ich bin jetzt euer Weisswarenspezialist. Und die Geschichte geht so:
Der Glaube an das Gute
Gutgläubige Menschen leben ja bekanntlich stressfreier. Ich behaupte nicht direkt, dass ich gutgläubig bin. Jedoch gehöre ich nicht zu den Schnäppchenjäger und in Deutschland-Joghurt-und-Fleisch-Einkäufer.
Da nun unser Geschirrputzapparat innerhalb dreier Jahre immer wieder Ausfälle und Reparaturen hatte, war es des Guten genug, als letzte Woche das Display ERROR 02 anzeigte und im Handbuch dazu zu lesen war, dass man doch den Spezialisten kontaktieren solle. Unsereins kennt ja Google.
Error 02
Nach drei Minuten fand ich heraus, dass dieser Error 02 was mit dem Heizelement zu tun hat und las in Foren, dass man schnell mal 300 bis 500.- für so ein Ersatzteil zahle. Auf einer weiteren Seite las ich, dass ganz schlaue Gerätehersteller Teile so herstellen, dass sie genau nach üblicher Garantiezeit den Geist aufgeben und man so das Ersatzteil-Geschäft ankurbelt. Solche und Ähnliche Fälle findet man in der tollen Sammlung von murks-nein-danke.de.
And the Winner is…
Schnell war der Entscheid gefallen. Diese Murks-Maschine muss einem Qualitätsgerät weichen. Ich wusste um den guten Namen der Schweizer Firma V-Zug und der deutschen Miele. Eine spontane Umfrage auf facebook und Twitter ergab das klare Resultat: Miele.
Da wir weder Raclette-Spülfunktion noch Schoppen-Desinfektions-Hygiene-Sonderprogramme brauchen, sondern nur sauberes Geschirr, entschieden wir uns rasch für das vollintegrierte 60er Basismodell G 24485-60 Vi. Dieses Gerät ist immerhin A++ in der Energieeffizienz und hat eine Turbo-Zeitverzögerung (sic!).
(1929 erster Geschirrspüler Europas von Miele, Quelle: chroniknet.de)
Preisspielchen
Also reisten wir zum nahegelegenen Weisswarenhändler unseres Vertrauens. Dieser meinte, die Maschine koste laut Katalog soundsoviel aber er könne uns da ein Spezialpreis machen. Wir dachten, hui, okay, Miele halt. Gleich mal noch beim Fust vorbeischauen.
Beim Fust in Aarau kramte die Dame den Miele-Katalog hervor und tippte ein paarmal unbeholfen auf dem übergrossen Taschenrechner rum. Nachdem ich sie ein paar Modelle vorrechnen liess und dabei scharf ihre Tippbewegungen beobachtete, sah ich, wie sie den Katalogspreis -25% berechnete. Hurra, dachten wir, das ist ja krass. Gleich mal 25% weniger. Schnäppchenalarm!
Nun, zuhause stürzten wir uns natürlich gleich ins Internet und landeten nach ein paar Klicks via Toppreise.ch auf nettoshop.ch. Dort wurde der Preis der Miele-Geräte nicht direkt angezeigt, man konnte aber via einer Telefonnummer den «Tagestiefstpreis» erfahren. Etwas verwundert darüber rief ich an und bekam nach der Aussage “hm, gleich mal schauen was wir da machen können” ein Preisangebot: minus 35%!. Plus natürlich Liefer- und Montagekosten von zusätzlichen CHF 280.-.
Ein paar Google-Suchabfragen später landeten wir auf einem Online-Weissaren-Discounter: Lieferung, Montage PLUS 3 Jahre Servicegarantie inklusive, gibt minus 45% unter dem Strich. Zusammengefasst (inkl. durchschnittliche CHF 600.- Pauschale für Lieferung/Montage und Garantieverlängerung von 2 auf 5 Jahre):
- Katalogpreis (auch Mondpreis genannt): 2700.-
- Fachhändler: 2300.- (15% Rabatt)
- Fust: 2025.- (25% Rabatt)
- nettoshop.ch: 1755.- (35% Rabatt)
- swissft.ch: 1490.- (45% Rabatt)
Meine Damen und Herren: entweder waschen sich hier Weisswarenhändler ihre Weste rein oder man hält uns für bekloppt. Dank Internet sind wir heute in der Lage, solchen Margen-Spielchen auf die Schliche zu kommen (*winkewinke* Konsumentenschutz).
Wir entschieden uns schliesslich für den lokalen Händler unseres Vertrauens, der dann plötzlich auch einen Rabatt von 40% aus dem Ärmel schütteln konnte. Er jammerte zwar etwas von «Daran verdiene ich nun wirklich nichts mehr». Wir weinten kurz, danach wollte er uns das Gerät trotzdem unbedingt verkaufen. Hmhmhm.
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