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Dienstag, 27. September 2011
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3 min read

Dummes Papier. Darauf werden in der Schweiz tagtäglich in Arztpraxen, Spitälern und anderen Gesundheitseinrichtungen wertvollen Informationen mit Kugelschreiber, meist in unleslicher Doktorschrift festgehalten. Pro Arzt ein Dossier, pro Spital ein Dossier (hier in der Hirslanden-Klinik seit Februar digital, ausser Intensivstation), pro Klinik eine Fiche.

Ich besuchte wieder einmal das Spital, unfreiwillig klar, Aufnahme via Notfallstation (das ist der normale Weg, wenn man sich selbst einweist). Fragerei am Notfallschalter, Datenaufnahme, Erfassung meiner Kontaktdaten, Krankenkasseninfos und wasweisich.Später liege ich da, erster Arzt frägt um die akute Lage, nur kurz, dann will er meine Krankengeschichte wissen. Einstündiges Interview, Wasser trinken dürfe ich noch nicht, da sie nicht wissen was ich habe.

Danach warten auf freies Zimmer. Neuer Arzt kommt, Stationsarzt, die Fragerei geht von vorne los. Später als ich im Zimmer bin, Ärztevisite, die gleichen Fragen, zum Dritten. Wie oft ich denn das, wann ich die oder jene Operation hatte, warum, wo, in welchem Spital, wie hiess der Arzt und wie war das Wetter damals.

Ich habe nicht lange recherchiert, aber offenbar gabs 2005 mal Meldungen in der Presse, dass bis Ende 2006 eine “Digitale Krankenkarte” (nach deutschem Vorbild) ausgearbeitet würde, welche ab 2008 dann zum Einsatz kommen sollte.

Aha. Hab ich was verpasst? Vermutlich wurde die dringend nötige Digitalisierung von irgend einer politischen Aktion abgeschossen? Alle schrien wieder lauthals Datenschutz?

DATENSCHUTZ!
Ich sprach eine Schwester hier darauf an (also nicht meine Schwester, hehe, sonder der sagt man so). Fragte Sie, warum wir kein zentrales Infosystem haben, über welches wir Patientendaten abrufen können. Mit grossen Glubschaugen starrte sie mich an und meine “Jooo, wegen dem Datenschutz! Stelled sie sich vor, es gibt junge Frauen die z.B. abtreiben und das geheim behalten wollen. Oder die Medikamente, man könnte einfach die Medikamente oder Kurven einsehen!” – Aha.

Wenn unser sonst ja hochgelobtes Gesundheitssystem also so gut ist, dann ist dessen Administration aber noch im Mittelalter. Wenn man Schiss um die Daten hat, könnte man das ja mit Lese/Schreibrechten lösen, quasi einen Arzt autorisieren via OAuth, dass er Zugriff auf dieses und jenes von im Geforderte bekommt oder nicht. 

Nennen wir sie VitaCard?
Beginnen sollte man nicht Mal mit einer nationalen Lösung, sondern einer internationalen. Nennen wir sie VitaCard. Ich habe eine Nummer, alle meine Daten sind auf der Karte hinterlegt und werden bei Wohnortwechsel und dergleichen amtlich auf dem neusten Stand gehalten. Komme ich zur Reception eines Spitals oder einer Klinik, zücke ich meine VitaCard, sollte ich sie vergessen haben, kann ich mich auch mittels einer ID ausweisen und eine provisorische VC erstellen lassen.

Wenn der erste Arzt nun mit meinem Fall konfrontiert wird, sieht er die Telefonnotizen zu meiner Einweisung, allfällige Bemerkungen, welche an der Rezeption gemacht wurden und kann meinen ganze Krankenakte nach seinen Fragen absuchen. Anschliessend kann er Anweisungen machen, Bluttests und weissichwas, welche gezielt sind und so nicht unnötig Kosten verursachen (ich war mit einer Darmentzündung im Spital, warum musste ich meine Lungen in der Notfallaufnahme röntgen?).

Weitere Vorteile: ein mobiler Computer zeichnet Messdaten wie Blutdruck und Fieber direkt in die Aktie ein, die Messgeräte sind via USB an die Computer angeschlossen. Mittels einem iPhone-App kann ich für Ärzte regelmässig mit Alerts Dinge protokollieren, diese erscheinen automatisch in meiner Aktie. Auch von zu Hause aus könnte man das System füttern, Diabetiker protokollieren ihre Blutzuckerwerte, der Hausarzt sieht direkt an seinem Arbeitsplatz was geht.

Wahrscheinlich aber gibts das alles schon längst. In Japan zum Beispiel. Und wir warten mal wieder, “bis die Schweiz soweit ist” - 2030.

Tagged: gesundheit
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